CHRONIK DER FRAUENLEICHTATHLETIK
In der griechischen Mythologie
Atalante
Atalante, Tochter eines Königs von Skyros, wurde kurz nach ihrer Geburt auf einem Berg ausgesetzt. Eine Bärin nahm sie auf und ernährte sie, und später wurde sie von Jägern großgezogen. Als Erwachsene war sie selbst eine geschickte und schnelle Jägerin. Sie hatte sich entschieden, nur denjenigen zum Gatten zu nehmen, der sie beim Laufen besiegen würde, und die unglücklichen Freier zu töten. Einer von ihnen, Hippomenes, versuchte es mit einer List: Während des Laufes ließ er drei goldene Äpfel der Hesperiden fallen, die Aphrodite (Königin der Liebe) ihm geschenkt hatte. Atalante unterbrach ihren Lauf, um die Äpfel aufzulesen, wurde besiegt und nahm Hippomenes zum Ehemann. Sie nahm Teil an der Expedition der Argonauten und an der Jagd auf das Wildschwein von Kalydon. Später wurden die beiden wegen Götterbeleidigung in Löwe verwandelt. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, Parthenopeos.
Spiele von Hera
Zu Olympia am Fuße des Kronion fand alle vier Jahre im September ein Laufwettbewerb für Frauen statt.
Sparta - VI. Jahrhundert vor Chr.
Laufen gehörte zur Erziehung der jungen Mädchen, die in einer kurzen Tunika liefen. Es ging darum, aus ihnen robuste und kräftige Mütter zu machen.
1168
Erster Frauenlauf in Frankreich anläßlich des Marktes zu Beaucaire (Languedoc).
1399
Frauenlauf in Nîmes, am Namenstag von Ludwig dem Heiligen.
1550
Betty Welch, eine junge Dorfbewohnerin aus England, bezwang regelmäßig alle Männer beim Hammerwurf. Damals war der "Sledge Hammer" eine Art Volkssport.
Im XVIII. Jahrhundert
Anläßlich von Dorffesten im Rhône-Tal traten Kurtisanen aus den Nachbarstädten bei Laufwettbewerben gegeneinander an. Als Siegespreis erhielt die schnellste von ihnen einen Kasack in schillernden Farben.
1886
In Amerika bestreiten 4 Frauen einen 2-Stunden-Lauf im Arsenal der Gate City Guards von Atlanta.
Der erste Platz geht an Miss Landell mit 10 Meilen und 12 Runden (je 1/25 Meile) vor Miss Freemann, Miss Hutchins und Miss Hammond.
1895
am 9. November
Das erste Leichtathletiksportfest für Frauen wird von dem New Yorker Vassar College (gegründet 1861 für Mädchen) veranstaltet. Eine 3,65 m hohe Hecke schützte die jungen Damen vor indiskreten Blicken.
1896
Melpomene, eine Griechin aus Korfu, bittet um Starterlaubnis beim Olympischen Marathonlauf. Das Komitee verweigert die Annahme ihrer Anmeldung. Im Februar 1896, nach einer kurzen Vorbereitungszeit von 3 Wochen, legt sie die Strecke von Marathon nach Athen in Begleitung von Radfahrern in 4 1/2 Stunden zurück.
Am Tag nach dem Olympischen Wettkampf legt Stamathia Rovithi, eine weitere Griechin aus der Insel von Syros, 35 Jahre alt und Mutter von 7 Kindern, die Marathonstrecke in 5 1/2 Stunden zurück.
1903
Erster bekanntgewordener Frauenrekord: Agnes Wood, vom Vassar College Poughkeepsie von New York, erreicht 30" 3/5 über 220 Yards (201,08 m).
Das Rennen der Pariser Nähmädchen (Midinettes)
"Das Zeichen des großen Erwachens der weiblichen Muskeln"
Die Konfektionsarbeiterinnen, die gegen Mittag ihre Mahlzeit in der Nähe ihrer Werkstatt einnehmen.
Der 25. Oktober 1903:
Sie sind mehr als 2.500, die die 12 km lange Strecke von Paris nach Nanterre im Gehen oder im Laufschritt zurücklegen. Die Siegerin, Fräulein Jeanne Cheminel, braucht 1:10 Stunden. Als Zweite kam Lucie Fleury ins Ziel, als Dritte Marie Trouvard, beide Näherin.
Das Gehen
Der Marsch der Pariser Nähmädchen
Wir unterlassen es wohlweislich, ausführlich über den Lauf der Pariser Nähmädchen zu berichten. Das sind Dinge, die unbeschreiblich sind. Man stelle sich vor, vom Place de la Concorde bis zur Pont de Neuilly, hundert-, zweihundert-, dreihunderttausend Personen, vielleicht eine halbe Million neugieriger Männer und Frauen, die sich in zehn Reihen auf die Füße treten, auf Leitern gestiegen sind, an den Gaslaternen hängen oder auf Bäume klettern.
Es ist müßig zu erzählen, das die ohnehin unzureichende Polizei der Lage nicht gewachsen war. Auf dem Place de la Concorde, eine unbeschreibliche Menschenmenge, ein ganzes Volk in lustiger Erwartung von vorbeiziehenden Frauen, ein ganzes Volk lüstern lachender Menschen. Paris hatte sich geschworen, nach Herzenslust zu lachen.
Der Wettkampf
Das Auge des Publikums ist noch nicht geschult für die Figur der sporttreibenden Frau. Die Anstrengungen der Wettbewerberinnen sind weitgehend unbekannt und in der Rue de la Paix schienen die Bewegungen vieler Teilnehmerinnen eher häßlich, da für sie ungewohnt. Auch in dieser Hinsicht ist die Menge gewöhnungsbedürftig. Sie wird sich darauf einstellen, da bin ich mir sicher.
Kurzum, starker, sehr starker Erfolg in puncto Neugierde.
Der Start erfolgte um zehn Uhr für etwa tausend Nähmädchen, wovon viele es mit Sicherheit nur für diesen Tag waren, es gab hübsche, durchschnittliche, häßliche.
Die Kleidung unserer Geherinnen war äußerst uneinheitlich: Manche in Straßenkleidung mit Hut, Schleier, Schirm schienen sich für einen Spaziergang in den Wald aufzumachen, andere trugen Radfahrerhosen, die meisten hatten sich für den klassischen Trippelrock bis an die Knöchel entschieden; als Kopfbedeckung hatte man einstimmig die Tellermütze gewählt.
Und so gut es geht, mehr schlecht als recht kämpfen sich unsere Modistinnen, Nähmädchen und sonstige durch die Menge und die Fahrzeuge aller Art, welche die Avenue des Champs Elysées blockieren, wodurch sich die Teilnehmerinnen nach besten Kräften drängen, in ihrem Bestreben, Nanterre möglichst schnell zu erreichen, wo sie die Siegeslorbeeren erwarten.
Der Zieleinlauf
Jeanne Cheminel - Modistin (Cheminel) - 2. Louise Belesta, Westennäherin (Coutard) - 3. Lucy Fleury, Näherin (Anceaux)
Eine satirische Zeichnung, ausgestellt im Sportmuseum zu Paris, schildert das Ereignis.
1904
Am 7. Mai 1904 erzielt Fanny James vom New Yorker Vassar College Poughkeepsie 6 s 1/5 über 60 Yards
1908
Im Verlauf der Olympischen Spiele von London führen dänische Turnerinnen Weitsprungübungen vor.
1912
Gründung in Frankreich im Jahre 1912 der ersten Union Sportive Féminine (Frauen-Sportvereinigung), die sich der Leichtathletik anschließt. Sie trägt den Namen "Fémina -Sport".
1915
Am 2. Mai 1915 wird im Stade Brancion in Paris die erste Begegnung der Frauenleichtathletik Frankreichs durch den Club Academia von Gustave de la Ferté ausgerichtet.
1916
In den Vereinigten Staaten reglementiert das National Women's Track Athletic Comittee die Leichtathletikwettkämpfe.
Beim National Women's Track Athletic Comittee erreicht Ellen V. Hayes 10,21 m im Dreisprung und Mildred Carl springt 2,184 m hoch mit dem Stab. Camélia Sabie, die im Hürdenlauf überragt, ist der große Star der damaligen Zeit.
1917
Erste Französische Meisterschaften mit den Frauendisziplinen Hochsprung, Weitsprung, 80 m, 400 m (dieser Wettbewerb wird erst ab 1957 wieder eingeführt), 83 m Hürden (die 1928, 1929 und von 1931 bis 1968 durch die 80 m Hürden, danach 100 m Hürden ersetzt werden.
Thérèse Brulé von "Fémina Sport" stellt 4 französische Rekorde auf:
Ÿ Hochsprung aus dem Stand: 0,96 m
Ÿ Hochsprung mit Anlauf: 1,25 m (leistungsgleich mit Frl. Mireux von "En Avant")
Ÿ 80 Meter flach: 12 sek. 2/5
Ÿ 400 Meter flach: 1 min. 6 sek. 1/5
Auch Suzanne Liébrard von "Fémina Sport" stellt ihrerseits 4 Rekorde auf:
Ÿ Weitsprung aus dem Stand: 2,21 m
Ÿ Weitsprung mit Anlauf: 4,15 m
Ÿ Speerwurf: 15,84 m
Ÿ 80 m Hürden: 20 sek.
Fräulein Mireux von "En Avant" siegt über 1.200 m in 4:59 min.
Violette Gouraud-Morris stößt die Kugel auf 13,92 m (beidarmig).
Unter der Bezeichnung "Les six journées sportives" (Die sechs Sporttage) werden diese ersten Frauenmeisterschaften auf 6 Tage aufgeteilt.
Gründung des Verbands FFSF (Fédération Française Sportive Féminine) im Dezember 1917 durch Paysset, Pellan, Mainguet, Weber und de Lafreté. Dr. Raul Baudet wird Vorsitzender, Frau Surcouf wird zur Vorsitzende ernannt und Alice Milliat zur Schatzmeisterin. Im Juni 1918 wird sie Hauptsekretärin, und am 10. März 1919 Vorsitzende des F.S.F.S.F.
Verfechterin des Frauensports in Frankreich
1918
Erste Französische Frauenmeisterschaften im Crosslauf.
Erste offizielle Landesmeisterschaften in Österreich.
Am 29. September nimmt Marie-Louise Ledru am Marathonlauf "Tour de Paris" (Rund um Paris) teil und läuft als 38. von 78 Gestarteten nach weniger als 4:30 Stunden durchs Ziel. Zuvor hatte sie bereits die Rennen Paris-Evreux und Paris-Rouen bestritten.
1919
Zu diesem Zeitpunkt ist die Engländerin Elaine Burton auch die erste, die in kurzer Hose (die von den männlichen Athleten bereits getragen wird) bei den Meisterschaften der Nordgrafschaften Englands antritt.
Alice Milliat fordert das Olympische Komitee auf, einige Leichtathletikdisziplinen für Frauen in die Spiele von Antwerpen aufzunehmen. Coubertin lehnt entrüstet ab.
Polen, Italien, die Schweiz, Belgien, Norwegen gründen Sondereinrichtungen zur Lenkung der Frauenleichtathletik.
1920
Der Vorstand des F.S.F.S.F. besteht ausschließlich aus Frauen. Jeanne Brulé übernimmt das Hauptsekretariat. Es werden Wettkämpfe für Schüler ausgerichtet.
Erste deutsche Leichtathletik-Frauenmeisterschaften.
1921
"Les Sportives"
Am 31. Oktober 1921 wird der Fédération Sportive Féminine Internationale (F.S.F.I. - Internationaler Frauensportverband) in Paris ins Leben gerufen. Alice Milliat übt den Vorsitz aus und ihre Wohnung wird zum Geschäftssitz (3, rue de Varenne in Paris).
Am 2. November 1921 ist Alice Milliat maßgeblich beteiligt an der Gründung des Fédération sportive féminine internationale, die die weltweite Frauenleichtathletik bis 1936 führen wird.
Sie gründet einen Ausschuß zu dem Zweck der Ausrichtung der ersten Frauenweltspiele auf dem Taubenschießplatz (mangels Stadion und Laufbahn) in Monte-Carlo. Fünf Länder sind vertreten: Großbritannien, Schweiz, Italien, Norwegen und Frankreich.
Mißachtet von der Sportbewegung gründen Frauen ihre Zeitschrift, ihre eigenen Verbände.
Das Diskuswerfen wird in das Programm der französischen Meisterschaften aufgenommen.
Die ersten Olympischen Spiele für Frauen
De Coubertin lehnte ihre Teilnahme bei den Spielen ab, da er der Meinung war, Olympia mit "Weibsbildern" sei uninteressant und unästhetisch. Daher gründen Frauen ihre eigenen Olympischen Spiele in Monaco. In diesem Frühjahr von 1921 sind fünf Nationen auf dem Taubenschießplatz in Monte-Carlo vertreten (Großbritannien, Schweiz, Italien, Norwegen und Frankreich). Frankreich erringt mehrere Siege: Violette Gouraud-Morris im Kugelstoßen und Speerwurf, Frédérique Kussel im Hochsprung, Germaine Delapierre im Hochsprung und Lucie Bréard über 800 m (Infos über Lucie Bréard in "La Vie au Grand Air", Ausgabe vom 13. September 1921).
1922
Im April 1922 findet die Frauenolympiade erneut im Fürstentum Monaco statt, diesmal mit der Beteiligung von 7 Ländern und über 300 Teilnehmerinnen. Als Land sind Belgien und die Tschechoslowakei neu hinzugekommen.
Französische Siege: Madeleine Bracquemond, 1,37 m im Hochsprung - Suzanne Porte, 2'37"3/5 über 800 m - Violette Gouraud-Morris erreicht 17,77 m mit der 3,628-kg-Kugel.
August 1922: Paris, Stade Pershing. Auf Betreiben einer Französin, Alice Milliat, werden die ersten Frauenweltmeisterschaften (genannt Olympisch) ausgerichtet.
"Le Petit Journal Illustré" vom 22. April 1923
Hürdenlauf in Monaco
Die Frauenleichtathletikspiele
"Jedes Jahr, in Monaco, sind sie der große Anreiz der auslaufenden Saison. Springen, Laufen, Werfen und rhythmischer Tanz sind die bedeutendsten Wettkämpfe, bei denen die hübschen Wettbewerberinnen in Kraft, Geschicklichkeit und Anmut wetteifern".
Die Amateur Athletic Association beschließt 1922, die Aufsicht auf die Frauenleichtathletik der Vereinigten Staaten zu übernehmen.
1923
Erste Landesmeisterschaften für Frauen in den Vereinigten Staaten.
1926
Göteborg, zweite inoffizielle Olympische Spiele der Frauen (das IOC erkennt sie nicht an) mit 10 Nationen. Frankreich erringt 3 Siege und nimmt den zweiten Platz mit 27 Punkten hinter England mit 50 Punkten ein.
1927
200 m, Kugelstoßen und Speerwerfen nehmen Einzug bei den französischen Meisterschaften.
1928
Amsterdam (erste offizielle olympische Wettkämpfe für Frauen)
Das Frauenprogramm wurde mit fünf Disziplinen aufgenommen:
100 m, 800 m (anschließend gestrichen), 4 x 100 m, Hochsprung und Diskuswerfen.
"Coubertin war die Entscheidungsgewalt genommen worden. Daher wurde den Frauen zum ersten Mal erlaubt, die unerhörte Strecke von 800 m bei den Spielen zu laufen. Bar jeder Erfahrung teilen sie ihre Kräfte schlecht ein und kommen in Atemnot. Nach dem Zieleinlauf haben sie den geschmacklosen Einfall, sich auf das Gras zu werfen, was damals verpönt war. Sie mußten bis 1960 warten, um die 800 m zurückzubekommen." La Saga des Pédestrians - Noël Tamini - 1997 .
Die 800 m für Frauen kommen ins Programm der französischen Meisterschaften.
1929
Mehrkämpfe bei den französischen Meisterschaften mit dem Dreikampf (Neuauflage in 1930)
1930
Leichtathletik-Frauenweltmeisterschaften in Prag auf Initiative von Alice Milliat. Erster Platz für Deutschland mit 57 Punkten, vor Polen (26 Punkte).
1932
80 m Hürden und Speerwurf für Frauen bei den Olympischen Spielen.
Mildred Didrickson : erste Göttin der Aschenbahn.
Stanislawa Walasiewicz läuft als erste "Frau" unter 12 sek. über 100 m.
1934
Frauenweltmeisterschaften in London. Deutschland siegt mit 95 Punkten vor Polen (33 Punkte).
1938
Erste Europameisterschaften in Wien.
1945 bis 1979
Aus dem Dreikampf wird ein Fünfkampf, der selbst einem Siebenkampf weicht.
1948
200 m, Weitsprung und Kugelstoßen für Frauen bei den Olympischen Spielen.
Fanny Blankers-Koen, Heldin der Spiele von London.
Micheline Ostermeyer, erste Olympiasiegerin Frankreichs (Diskus und Kugel).
1950
Raymonde Gillet erhält nur mit Mühe die Erlaubnis, an der 30. Auflage von Sedan-Charleville teilzunehmen. Sie startet 30 Minuten vor den Männern.
1960
Bei den Olympischen Spielen werden die 800 m wieder eingeführt.
1964
400 m und Fünfkampf bei den Spielen.
1965
Erster Europapokal der Nationen.
1966
Weiblichkeitstest: Chromosomkontrollen bei den Europameisterschaften.
1969
Die 1.500 m werden bei den französischen Meisterschaften bestritten.
1972
Die 3.000 m kommen neu ins Programm in Frankreich.
1.500 m, 100 m Hürden (als Ersatz für die 80 m Hürden ) und die Staffel über 4 x 400 m bei den Olympischen Spielen.
Teilnahme von amerikanischen Frauen am New Yorker Marathonlauf.
Erste Beteiligung einer Frau an einem französischen Marathonlauf: "Am 29. Oktober 1972 stehen drei Frauen am Start eines französischen Marathonlaufs in Neu-Breisach (Haut-Rhin): die Amerikanerin Kathy Switzer, Elfriede Rapp aus Deutschland und die Französin Ingrid Schoving (Jahrgang 1947). Ingrid Schoving siegt in 3:16:13 Stunden, und wird somit die erste Französin, die eine offizielle Leistung über Marathon erzielt. Bei dieser Gelegenheit schlägt sie Kathy Switzer, die zuvor den Marathonlauf von Boston als Mann verkleidet bestritten hatte. Jean Ritzenthaler (der dreißig Jahre danach immer noch in Neu-Breisach veranstaltet) ist dafür zu bedanken, daß er es diesen Frauen ermöglicht hat, gleich zu Beginn der 70er Jahre an einem Marathonlauf auf französischem Boden teilzunehmen." Jean Schoving
Ingrid SCHOVING
Erste Marathonläuferin Frankreichs
"An diesem Morgen vom 29. Oktober 1972, unter den etwa hundertfünfzig Athleten am Start dieser zweiten Auflage des Marathonlaufs von Neu-Breisach, einem Wettkampf, der schon an sich ein Ereignis darstellte, so sehr hatte der Langstreckenlauf in einigen Jahrzehnten an Faszination beim Publikum und bei den potentiellen Teilnehmern eingebüßt, unter den Teilnehmern also, drei Frauen: eine Deutsche, Elfriede Rapp aus Donaueschingen, sozusagen als Nachbarin am Start; die Amerikanerin Kathy Switzer, die einige Jahre zuvor bereits am berühmten Marathonlauf von Boston als Mann verkleidet teilgenommen hatte, da Frauen nicht zugelassen waren und die es nur dem energischen Zupacken ihrer männlichen Läuferkameraden zu verdanken hatte, nicht aus dem Rennen ausgeschlossen zu werden; und Ingrid SCHOVING aus Lothringen, eine ausgezeichnete Mittelstrecklerin vom CABHL Saint-Avold. Während der Metzer Läufer Jean-Pierre Masseret, der spätere Sieger, weiter vorne das Feld leichtfüßig anführte, war es Kathy Switzer mit der Erfahrung ihrer bereits bestrittenen Marathonläufen und einer Bestzeit von 3:05 Stunden, die sich davon gemacht hatte. Ingrid SCHOVING wußte nicht so recht, wie sie sich ihren Lauf einzuteilen hatte. Sie hatte zwar unlängst 30 km in 2:12 Std. auf ihrer heimischen Trainingsstrecke in Merlebach zurückgelegt, aber der Marathonlauf geht über 42 km, und in 3 Stunden Laufzeit kann sich so manches ereignen. Daher entschied sie sich zur Vorsicht und ließ ihre zwei Gegnerinnen davonziehen. Kurz vor der 5-km-Marke (21:30 min.) holte sie Elfriede Rapp ein und hängte sie kurzerhand ab. Die 10 km wurden in 43 min. passiert, ein durchaus regelmäßiges Tempo, sie fühlte sich wohl und ihr Begleiter diktierte das Tempo, etwa 4:15 min. pro km. Die 20 km waren noch nicht erreicht, da befand sie sich schon auf den Fersen von Kathy Switzer, die sie mit einem lauten "Hello" begrüßte, als Ingrid SCHOVING vorbeizog. Ihre Durchgangszeit bei halber Strecke betrug 1:32:30 Stunden. Es lief alles gut bis zum dreißigsten Kilometer, als sich in ihrem Körper verschiedene undefinierbare Schmerzen bemerkbar machten. Aber was soll's, sie mußte durchhalten. Hoffentlich kommt Kathy Switzer nicht auf! Mittlerweile war das Durchschnittstempo auf 5:15 min. pro km gesunken. Beim Vorbeilaufen an der Kaserne, etwa vier Kilometer vor dem Ziel, wurde sie von den Soldaten an den Fenstern angefeuert, aber sie hörte sie kaum. Ein letztes Aufbäumen im abschließenden Kilometer und sie überquerte die Ziellinie in 3:16:13 Stunden, der ersten offiziell gestoppten französischen Bestleistung. Ein Jahr danach verbesserte Chantal Langlacé, spätere Inhaberin der Weltbestleistung über 100 km der Frauen, diesen Rekord auf 3:10 Stunden."
Michèle Baudein (US Métro) nimmt inkognito an Sedan-Charleville teil, umringt von ihren Freunden, um den Zorn der Veranstalter zu umgehen.
1973
Auch Chantal Langlacé bestreitet Sedan-Charleville inkognito.
1974
Unter dem Antrieb von Frauen wie Michèle Baudein, Chantal Langlacé, Lilly Reffray, Denise Seigneuric, Annick Loir, Fabienne Curiace, Frau Scharff und Frau Schoving öffnen sich die Straßenläufe allmählich den Frauen.
1975
Das 5-km-Gehen wird bei den französischen Meisterschaften eingeführt (ab 1982 Gehen über 10 km).
1976
Französische Meisterschaften mit 400 m Hürden für Frauen.
1977
Mit 2:35:15 Stunden verbessert Chantal Langlacé in San Sebastián die Frauenweltbestleistung im Marathonlauf.
1980
Erste französische Meisterschaften im Marathonlauf, bei denen die Teilnahme von Frauen zugelassen ist.
Chantal Langlacé stellt mit 7:27:22 Stunden eine neue inoffizielle Weltbestleistung über 100 km auf.
Raymonde Cornou unterbricht ihren Straßenlauf, um einen Zuschauer zu ohrfeigen, der sie beschimpft hatte.
1983
Der Marathonlauf für Frauen gehört offiziell zum Programm der ersten Weltmeisterschaften der Leichtathletik.
1984
Bei den Olympischen Spielen kommen neu hinzu als Frauendisziplin 3.000 m, 400 m Hürden, Marathonlauf sowie Siebenkampf.
1985
Französische Meisterschaften werden über 25 km und 100 km Straßenlauf sowie über 10.000 m ausgerichtet.
1988
10.000 m für Frauen bei Olympia.
1990
Französische Meisterschaften mit dem Dreisprung für Frauen.
1994
Hammerwurf für Frauen bei den französischen Meisterschaften.
1995
Stabhochsprung für Frauen bei den französischen Meisterschaften.
Heutiger Stand: Das weibliche Leichtathletikprogramm bei den Olympischen Spielen ist weiterhin gestraffter als das der Männer: 100 m, 200 m, 400 m, 800 m, 1.500 m, 3.000 m und 10.000 m flach, Staffellauf 4 x 100 m und 4 x 400 m, Marathonlauf; 100 und 400m Hürden; Weitsprung und Hochsprung; Kugelstoßen, Speer- und Diskuswerfen; Siebenkampf (Mehrkampf mit sieben Disziplinen).
1926: Göteborg - 1930: Prag - 1934: London
60 m
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100 yards
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100 m
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200 m
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250 m
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300 m
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1000 m
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800 m
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100 Yards Hürden
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80 m Hürden
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4 x 100 m Hochsprung
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Hochsprung
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Weitsprung
(aus dem Stand)
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Weitsprung
(mit Anlauf)
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Kugelstoßen
(beidarmig, insgesamt)
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Kugel
(einfaches Stoßen)
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Diskuswerfen
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Speerwurf
(beidarmig, insgesamt)
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Speerwurf
(einfach)
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Dreikampf
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Literaturverzeichnis
Féchain - Athlétique - Club